Ein anderes Wirtschaften ist möglich!

Je mehr ich mir Gedanken gemacht habe, wie ein Klimaschutz gelingen kann, bei den bestehenden Wirtschaftsregeln, umso pessimistischer wurde ich. Der Antrieb für den Klimawandel ist der stetig wachsende Energie- und Ressourcenverbrauch. Aber in einer endlichen Welt kann nichts unendlich wachsen dabei haben wir in den letzten Jahren schon im Mai den Punkt erreicht, an dem wir mehr verbraucht haben als uns unser Planet für ein Jahr zur Verfügung stellt. Im Jahr 2022 wird Deutschland den „Earth Overshoot Day“ bereits am 4. Mai erreicht haben, der Tag, an dem alle Ressourcen verbraucht sind, wenn alle Menschen so leben wie in Deutschland. Für Katar war es schon der 10. Februar. Gleichzeitig erzählt uns die Wirtschaft als weiter das es ohne Wirtschaftswachstum, also weiterwachsenden Ressourcenverbrauch, nicht gehen würde. Das würde bedeuten das wir die Wahl haben zwischen einem Zusammenbruch des Klimas oder der Wirtschaft. Dabei ist zwar der Wirtschaftszusammenbruch das voraussichtliche weniger langwierige Problem, es würde aber sicher zu Chaos und evtl. Krieg führen und das kann auch keiner wollen.

Also was wählen, Pest oder Cholera?

Dann habe ich beim Philosophischen Radio des WDR 5 ein Gespräch mit Christian Felber gehört, einem der Initiatoren der Gemeinwohl Ökonomie (GWÖ) und Autor des gleichnamigen Buches.

https://web.ecogood.org/de/erw/ubersicht-blog/blog-12/

In dem Gespräch stellte Herr Felber die Idee der Gemeinwohl Ökonomie vor, einer Ökonomie, die nicht mehr das endlose Gewinnstreben in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt, sondern eben das Gemeinwohl. Dabei ist das Geld nicht unwichtig aber eben nur ein Mittel zum Zweck. Der Zweck der Oikonomos, dem griechischen Ursprung unserer Ökonomie, ist der gut Haushalt und dieser umfasst weit mehr als nur das Geld. In einem großen Haushalt, wie den antiken griechischen Haushalten, ist es wichtig, dass das Ganze funktioniert und zusammenhält.

Das Haupt Werkzeug der GWÖ, zur Umstellung der Wirtschaft, ist die GWÖ-Matrix. Ein Bemessungssystem zur Bewertung von Unternehmen das den Betreibern, aber auch allen anderen Betroffenen, deutlich macht, inwieweit dieses Unternehmen dem Gemeinwohl dient oder nur den Interessen der Eigentümer, zur Gewinnmaximierung. Entsprechend dieser Matrix werden dann, so die Vision der GWÖ, Unternehmen stärker belastet, durch Steuern und Abgaben, je mehr sie dem Gemeinwohl schaden bzw. entlastet je mehr sie diesem nutzen. Dadurch könnte die Wirtschaft zu einem großen Teil weiterlaufen wie bisher und sich trotzdem wandeln, denn ein egoistisches, Umweltzerstörerisches und asoziales Wirtschaften würde sich einfach nicht mehr rechnen. Endlich wären die Unternehmen im Vorteil die dem Gemeinwohl nutzen, nicht nur moralisch, wie auch bisher, sondern sogar auch wirtschaftlich.

Und bei der Wirtschaft hört die Idee der GWÖ noch lange nicht auf. Sie umfasst die ganze Gesellschaft, bietet somit passende komplexe und auch flexible Antworten auf unsere komplexe Welt mit all ihren Problemen.

Ein anderes Wirtschaften ist möglich und diese Idee hat mir wieder Mut gegeben das ein Ausweg aus den beschriebenen Dilemmata möglich ist.

Dieter Lehmann

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